Friedenstag der IGP kümmert sich um die Demokratie – und Caprisonne

Seit über 25 Jahren gibt es an der Integrierten Gesamtschule in Paffrath den Friedenstag. Er findet anlässlich des Holocaust Gedenktags statt und stand in diesem Jahr unter dem Motto ,,Wenn Du dich nicht um mich kümmerst, dann verlass ich Dich – Deine Demokratie“. In Workshops bekamen die Schüler:innen die Möglichkeit, sich mit den aktuellen Fragen zur Demokratie zu befassen – und den Bürgermeister in die Mangel zu nehmen.

Pünktlich um acht Uhr finden sich die Schülerinnen und Schüler im Forum der IGP ein. Die Stimmung ist ausgelassen, positiv und aufgekratzt. Zur Begrüßung beginnt eine Schülerband zu spielen und sofort verstummt die laute Menge.

Mit dabei ist Bürgermeister Frank Stein, welcher seit einigen Jahren am Friedenstag die fünften Klassen besucht, um Fragen der Kinder zu beantworten. Dieses Jahr ist aufgrund seiner Amtszeit sein letztes Jahr an der IGP und trotzdem hat er sich sehr auf den Tag gefreut.

Dabei lobt Stein besonders die Aktualität des diesjährigen Themas und hebt die Wichtigkeit der Demokratie hervor. Stein ist dankbar, dass sich die Schüler:innen der IGP mit einem solchen Thema beschäftigen, um die Zukunft selbst demokratisch mitgestalten zu können.

Was ein Bürgermeister kann – und was nicht

Danach stattet Stein den Fünftklässlern einen Besuch ab. Die Schüler:innen sitzen im Kreis und können dem Bürgermeister Fragen stellen. Diese haben sie sich mit ihren Klassenleitungen vorher gut überlegt und aufgeschrieben.

Die Fragen der Kinder sind vielfältig. Es wird gefragt, ob der Bürgermeister Papierstrohhalme abschaffen und gegen Glas oder Metall ersetzen kann oder ob Stein dafür sorgen könnte, dass es wieder Caprisonne mit Cola Geschmack gibt.

Frank Stein

,Ihr seid die Menschen, die in den nächsten Jahren und Jahrzehnten unser Land gestalten werden.

Aber auch der Alltag eines Bürgermeisters, das leerstehende Gebäude des Marktkaufs in Bergisch Gladbach und die Sanierung der Schulwege interessieren die 5. Klässler. Stein geht dabei auf jede Frage geduldig ein. Dies macht den Kindern besonders Spaß. Dass sie dem Bürgermeister Fragen stellen können gefällt ihnen, auch wenn sie zu Beginn etwas nervös sind.

In die Demokratie reinwachsen

,,Der Friedenstag ist gut, weil man sich da nicht streitet“ erzählt uns eine Fünftklässlerin. Den Kindern gefällt, dass der normale Schulalltag für einen Tag pausiert wird.

Auch die jüngeren Kinder haben schon ein Verständnis für Frieden und Demokratie. Auf die Frage, was diese beiden Begriffe bedeuten, antworten sie, dass es besonders wichtig ist, sich nicht zu streiten und mitentscheiden zu können. Und das, so haben sie neu gelernt, kann auch der Bürgermeister Frank Stein.

Schulleiterin Angelika Wollny hat dazu eine klare Meinung. Für sie ist es besonders wichtig, auch die jüngeren Schüler:innen einzubinden, da diese in die Demokratie reinwachsen. Die Demokratie beginnt für die Schulleiterin früh, direkt von Anfang an, aber auch im Klassenverband und in den Familien. Für sie ist wichtig: ,,Je früher es anfängt, desto besser“.

Oberstufe diskutiert mit Jung-Politiker:innen

Diese aktive Beteiligung lässt sich besonders in der Oberstufe erkennen. In zwei Workshops bekommen die Oberstufenschüler selber die Möglichkeit den Friedenstag mitzugestalten.

Zudem waren die vier Jungpolitiker:innen Alexander Engel (FDP, 32 Jahre), Corvin Kochan (SPD,26 Jahre), Maximilian Rhode (CDU, Anfang 20) und Noemi Coumont (Die Grünen, 16 Jahre) in die IGP gekommen, um über ihre Arbeit in der Politik und ihre Erfahrungen in einem jungen Alter zu berichten.

Die Schüler:innen bekommen zunächst in einer freien Debatte die Möglichkeit, ihre eigenen Fragen zu stellen. Dabei liegt das Interesse besonders bei aktuellen Themen wie der Brandmauer, dem Umgang mit der AFD und politischen Zielen sowie Grenzen.

Besonders bei der Frage nach dem Alltag der Jungpolitiker:innen wird den Schüler:innen vermittelt, dass der Eintritt in eine Partei nicht nur mit Arbeit, sondern auch mit gemeinsamen Freizeitaktivitäten verbunden ist. Es wird schnell klar, dass man über die Menge der Verantwortung und die Art sich einzubringen mitentscheiden kann.

Bei einer kursinternen Umfrage werden die Schüler:innen gefragt, ob sie sich einen Parteieintritt vorstellen können. Das Ergebnis ist negativ geprägt. Die Antwort der Jungpolitiker:innen darauf ist eine deutliche Ermutigung zur eigenen Meinung im Sinne der Demokratie.

Laut Noemi Coumont ist es kaum möglich unpolitisch zu sein. Sie sagt klar ,,Politik betrifft uns alle, wir sind diejenigen, die später entscheiden“. Corvin Kochan vertritt eine ähnliche Meinung. Ihm ist es besonders wichtig, dass Jugendliche mitentscheiden können.

Besonders die Interessen der jüngeren Menschen sollten gegenüber denen der älteren geäußert werden, ergänzt auch Maximilian Rhode. Er sagt, die Politik solle nicht abschreckend sein, sondern ein sicherer Raum, in der sich jeder aufgehoben und zuhause fühlt.

Die Atmosphäre während der Debatte ist friedlich und locker. Die Schüler:innen dürfen die Jungpolitiker:innen mit ,,Du“ ansprechen und statt gegeneinander zu argumentieren, ergänzen und helfen sich die Jungpolitiker:innen an einigen Stellen.

Schulleiterin Wollny weiß, dass der Friedenstag so bunt und individuell gestaltet werden kann, liegt besonders an den verschiedenen Gästen und Meinungen, welche gemeinsam mit den Schüler:innen diskutiert werden können. Auf diese Weise entstehen neue, demokratische Ideen und negativ konnotierte Themen können aufgearbeitet werden.

Demokratie soll auch praktisch sein

Nicht nur durch Diskussionen, sondern auch durch praktische Arbeit sollen die Schülerinnen und Schüler Demokratie erlernen. Beim Befragen der Schüler:innen wird schnell klar, dass diese sich praktische Aufgaben wünschen. In der Schulküche wird deshalb Brot gebacken.

An der Tafel steht groß:,, Demokratie bedeutet, das Brot gerecht zu teilen, damit jeder eine Stimme hat, die nicht vom Hunger verstummt.“

Demokratie wird hier umgesetzt, indem die Schüler:innen in neuen Gruppen zusammenarbeiten sollen. Die Aufgabe des Workshops ist außerdem, das selbstgebackene Brot gerecht auf die anderen Workshops aufzuteilen. An erster Stelle steht hier die Zusammenarbeit, das Teilen und der Spaß an Demokratie.

Aber auch in der Turnhalle, beim Entwickeln eines eigenes Sportspiels, fällt den Schülerinnen und Schülern der Zusammenhang zur Demokratie auf. Es wird erkannt, dass manche Menschen mehr Einfluss haben, niemand ausgeschlossen werden darf und besonders der Wille mitzuarbeiten eine große Rolle spielt.

Angelika Wollny

Ich wünsche mir von euch, dass ihr das, was ihr heute gelernt habt mitnehmt.

Für Wollny ist an diesem Tag am wichtigsten, dass die Schüler:innen erlernen, wie wichtig die Demokratie ist. Die Schulleiterin ist dankbar für die Unterstützung durch alle Gäste und Kolleg:innen. Sie freut sich, wie die Schülerinnen und Schüler den Friedenstag annehmen und mitgestalten.